E-Scooter mit Powerbank aufladen?

Reizvoller Gedanke: Scooter leer fahren und dann beim Picknick aufladen und wieder heim

Powerbanks sind schon praktisch, für Handy, Kopfhörer und Laptop ist immer genügend Strom vorhanden, auch wenn man mal ein paar Tage unterwegs ist. Und Wechselakkus sind ja leider aus der Mode gekommen. Das gilt auch für E-Scooter. Da bietet sich dann doch so eine schicke 230-Volt-Powerbank für den Rucksack an – oder?

Powerbank für E-Scooter?

Zu jedem E-Scooter gehört ein Ladegerät, meist sogar mit sehr ähnlichen Spezifikationen. Beim Ninebot F2 Pro ist es zum Beispiel ein Ladegerät mit einem Output von 42 Volt, 1,7 Ampere und folglich 71,4 Watt. Auch andere Produkte und Hersteller setzen auf die 42 Volt Spannung.

Nun mal ein Blick auf eine der wenigen 230-Volt-Powerbanks: Omars Powerbank OMESS100WBKPD der Prolinks GmbH aus Düsseldorf liefert bei 230 Volt 90 Watt. Nun könnte man vorschnell auf den naheliegenden Gedanken kommen: 71 Watt frisst der Akku, 90 Watt liefert die Powerbank, passt!

omars powerbank mit 230-volt-dose.
Praktisch, aber nicht für Scooter geeignet

Passt aber natürlich nicht ;) Dafür muss man sich nur mal vergegenwärtigen, was 90 Watt bei 230 Volt bezüglich der Stromstärke bedeuten, nämlich gerade mal 0,39 Ampere.

Die Ausgangsleistung der Powerbank muss ja nicht den Akku füttern, sondern das Netzteil – und das wiederum ist eine normale Haushaltssteckdose gewohnt, sprich 230 Volt und bis zu 16 Ampere, von denen im Falle des Ninebot-Netzteils 2 Ampere genutzt würden! Das Netzteil bekäme von der Powerbank also die benötigten 230 Volt Spannung, aber viel zu wenig Strom – eben 0,39 statt mindestens 2 Ampere.

Das alles sagt natürlich auch unser beliebtes Volt-Ampere-Watt-Mantra:

V muss genau passen, A darf beim Netzteil mehr sein.

Etwas ausführlicher findet Ihr das in unserem Volt-Ampere-Watt-Artikel und deutlich ausführlicher auf dem Tuto-Nebenprojekt VoltAmpereWatt.de.

Ein anderes Problem wäre, wenn es denn überhaupt funktionieren würde, die Kapazität. Der Scooter-Akku kommt auf 460 Wattstunden, die Powerbank auf 88,8 Wh. Man könnte also bestenfalls knapp 20 Prozent aufladen – was bei einer maximalen (theoretischen) Reichweite von 55 Kilometern gerade mal 11 km entspricht.

Leer fahren und beim Picknick aufladen wäre selbst bei ausreichender Leistung und ausreichender Kapazität lästig, weil man rund 8 Stunden picknicken müsste … mindestens.

Also was nun, Reichweitenerweiterung per Akku vergessen? Nicht unbedingt.

Powerstation für E-Scooter!

Nun also richtig herum, aus Sicht des Scooter-Netzteils: Dieses benötigt 230 Volt und mindestens 2 Ampere, sprich eine Leistung von mindestens 460 Watt – und da gibt es durchaus mobile Lösungen, allerdings sind die deutlich weniger mobil als Powerbanks und hören auf Powerstations.

Eine Minimallösung könnte zum Beispiel die Powerstation von Powkey sein: 230 Volt, 500 Watt, 407 Wattstunden – genügend Leistung und Kapazität, um den F2 Pro beinahe vollständig zu laden, unter optimalen Umständen. Dafür würden derzeit rund 190 Euro fällig und Ihr müsstet ein Gerät mit einem Gewicht von 4 Kilogramm und Ausmaßen von 30 x 12 x 20 Zentimetern transportieren. Zum Vergleich: Die Omars-Powerbank kommt auf 8,8 x 12,7 x 4,8 cm und 1 Kilogramm.

(* = Affiliate-Link / Bildquelle: Amazon-Partnerprogramm)

In der Größenordnung wäre eine Powerstation vielleicht gerade eben noch für einen Rucksack geeignet, aber nur mit gutem Willem … Überhaupt, Powerbanks sind als Reserve gedacht, die man einfach immer so dabei haben kann und da ist selbst die Omars-Powerbank schon grenzwertig, für Tagesausflüge aber völlig in Odnung. Die Powkey-Lösung bietet sich wirklich für das an, was der Hersteller auch bewirbt: Camping. Zumal sich auch Solarpanele anschließen lassen, so dass die Powerstation gegebenenfalls wirklich als E-Scooter-Tankstelle für den Urlaub funktionieren kann.

Fazit

Die mobile Tankstelle für den E-Scooter ist leider nicht so einfach, wie man sich das vielleicht wünschen würde – die Ausmaße, das Gewicht und letztlich auch die Ladezeit vermiesen einem den Spaß. Wer einen E-Scooter für dermaßen lange Strecken nutzen möchte, sollte sich gleich ein Gerät mit Wechselakku zulegen.

Allerdings sind diese zum einen meist teurer. Zum anderen muss aber auch der Ersatzakku transportiert werden – und bei Streetbooster-Modellen kommen diese zum Beispiel auf Maße von 30,4 x 4,9 x 10,5 Zentimeter bei einem stattlichen Gewicht von 2,23 Kilogramm!

Kurzum, die unauffällige, nicht störende, Immer-Dabei-Reichweitenerweiterung für E-Scooter ist nur ein frommer Wunsch. Und da auch öffentliche Ladestationen eine absolute Ausnahme sein dürften, bleibt nur vorausschauende Akkunutzung.

Mirco Lang

Freier Journalist, Exil-Sauerländer, (ziemlich alter) Skateboarder, Dipl.-Inf.-Wirt, Einzelhandelskaufmann, Open-Source-Nerd, Checkmk-Handbuchschreiber. Ex-Saturn'ler, Ex-Data-Becker'ler, Ex-BSI'ler. Computer-Erstkontakt: ca. 1982 - der C64 des großen Bruders eines Freunds. Wenn Ihr hier mehr über Open Source, Linux und Bastelkram lesen und Tutonaut unterstützen möchtet: Über Kaffeesponsoring via Paypal.freue ich mich immer. Schon mal im Voraus: Danke! Nicht verpassen: cli.help und VoltAmpereWatt.de. Neu: Mastodon

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